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Ursprung und historische Entwicklung
Weltweit werden täglich etwa 2,5 Milliarden Tassen Kaffee getrunken. Nur ein Bruchteil davon wird noch am ursprünglichen Ort des Entstehens zu sich genommen – im Café. Kaffeemaschinen und Kaffeepads haben Einzug in den privaten Haushalt gehalten und das Café als ersten Ort des Kaffeekonsums verdrängt. Trotzdem hat sich die Kaffeehaustradition vor allem in Ländern wie Österreich und Ungarn bewahrt.
Die Entdeckung der Kaffeepflanze
Der Ursprung der Kaffeepflanze wird der Provinz Kaffa in Äthiopien zugeschrieben. Dort war die Pflanze bereits im 9. Jahrhundert bekannt. Von hier aus trat sie einen Siegeszug rund um die Welt an. Heute wird in mehr als 50 Ländern Kaffee angebaut. Doch erst im 14. Jahrhundert erreichte die Pflanzengattung Coffea durch Sklavenhändler den Raum Arabien. Es sollte noch bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts dauern, ehe die ersten Kaffeehäuser entstanden.
Der Kaffee erobert Kleinasien und Europa
Die ersten Kaffeehäuser entstanden um 1511 im heutigen Saudi-Arabien in Mekka, dem zentralen Wallfahrtsort des Islam. Zu jener Zeit galten diese Etablissements als Lasterhöhlen und der Genuss von Kaffee wurde immer wieder verboten. Doch der Triumphzug des Kaffees war nicht mehr aufzuhalten. Weitere Kaffeehäuser entstanden 1532 in Kairo und schließlich 1554 in Istanbul. Noch bis 1839 mussten sich Kaffeehausbesitzer mit Kaffeeverboten und Strafen auseinandersetzen. Erst dann war das belebende Getränk restlos anerkannt. Inzwischen hatten sich Kaffeehäuser auch in Westeuropa durchgesetzt. Hier entstand das erste Café im Jahre 1647 in Venedig. Es folgten Oxford (1650), London (1652), Bremen (1673), Hamburg (1677) und Wien (1685). Die beiden ältesten Cafés, die auch heute noch bestehen, sind das Café „Procope“ in Paris (1686) und das Café „Zum Arabischen Coffee Baum“ in Leipzig (1711).
Die Funktion des Cafés damals und heute
In den Anfangszeiten war das Café ein Ort, der als Diskussionsforum von Geschäftsleuten, Literaten und Philosophen diente. Unterstützend wirkte das Café auch auf die Entwicklung des Postwesens, da sich Gäste in ihrem Stammcafé Postfächer einrichten konnten. Für das Zeitungswesen waren Cafés der primäre Verbreitungsort. So war das Café maßgeblich an der Verbreitung von Neuigkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an die unteren Bevölkerungsschichten beteiligt. Während Aufklärung bis dahin fast ausschließlich dem Adel vorbehalten war, diente das Café nun auch dem Mittel- und Kleinbürgertum als Ort der Meinungsbildung. Aber auch die Unterhaltung kam nicht zu kurz. Im arabischen Raum wurde hauptsächlich Backgammon gespielt. In Europa etablierte sich das Schachspiel als bevorzugtes Brettspiel im Café. Viele Kaffeehäuser engagierten Berufsspieler, die gegen die Gäste antraten. Vor allem das Café de la Régence in Paris war lange Zeit das Zentrum des Schachspiels in Europa, in dem alle bedeutenden Schachspieler jener Zeit verkehrten.
In der heutigen Zeit hat das Café die Bedeutung als soziale Begegnungsstätte etwas verloren. Durch die Entwicklung von Radio und Fernsehen erfolgt die Meinungsbildung jetzt weitestgehend über die Medien und das Café dient vorwiegend als Gastronomiebetrieb, in dem neben Kaffee zahlreiche andere Getränke angeboten werden und die Gäste auch Kuchen, Torten und kleine Imbisse zu sich nehmen können. Mit der Entwicklung des Internets und der damit verbundenen Partnersuche in Singlebörsen haben sich Cafés als öffentlicher Ort für das erste Treffen von Menschen etabliert, die auf Partnersuche sind.
Die Bewahrung der Kaffeehaustradition
Reine Kaffeehäuser, in denen ausschließlich Kaffee ausgeschenkt wird, gibt es heute nicht mehr. Die Verbilligung des Rohstoffs Kaffee auf dem Weltmarkt macht dies wirtschaftlich unmöglich. Trotzdem hat sich vor allem im Raum der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie die Kaffeehaustradition weitestgehend bewahrt. Aber auch hier ist das gastronomische Angebot inzwischen sehr vielfältig. Die Grenzen zu anderen gastronomischen Einrichtungen sind deshalb fließend. Als bedeutendste Stadt, die die Kaffeehaustradition pflegt, gilt Wien. Während in den 50er Jahren viele Kaffeehäuser ihren Betrieb einstellen mussten, wurde gerade in den letzten drei Jahrzehnten wieder vermehrt das Bedürfnis nach Kaffeehaus-Tradition geweckt. Seit 2011 gehört die Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Erbe der UNESCO.