Kaffee ist Lifestyle. Trank man vor ein paar Jahren einfach nur seinen Filterkaffee in Deutschland, ist Kaffee mittlerweile mehr zu einen Genussmittel avanciert. Dafür sind wir täglich dankbar. Vorbei die Jahre der aufgewärmten Plörre. Aktuell trinkt man lieber Cappuccino oder gar Flavoured Latte Macchiato. Ausgerechnet jetzt, kommen Hipster auf die Idee, wieder Filterkaffee zu servieren. Was ist nur los mit ihnen?
Geschichtsstunde: First Wave und Ist-Zustand
Ihren Ursprung hat die Bewegung übrigens in den USA. Ironischerweise also in dem Land, das mit Starbucks und Co. eigentlich das genaue Gegenteil verkörpert. Will man die Beweggründe hinter der „Third Wave of Coffee“ verstehen, muss man die Kaffeegeschichte der letzten 80 Jahre Revue passieren lassen. Angefangen hat alles damit, dass gemahlener Kaffee industriell abgepackt und in Supermärkten vertickt wurde, das war so um 1950. Die „First Wave“ beschreibt also den Weg des Kaffees in private Haushalte. Dennoch war Kaffee nach wie vor eher ein Luxusgut. Das änderte sich vor allem in den 70er/80er Jahren – private Haushalte entdeckten Espressomaschinen für sich und Cafés wurden zu beliebten Szenetreffs. Anfang der 90er Jahre wurde Kaffee immer inflationärer getrunken. Die Krönung dieser Entwicklung: „Coffee to Go“ und allerhand „flavoured coffees“. Auch Nespresso und Co. durften sich jetzt so richtig austoben. Das ist quasi der Ist-Zustand. Kaffee ist ein Lifestyle-Produkt. Das ist prinzipiell eine gute Sache, finden wir zumindest. Leider tummeln sich in einem boomenden Markt viele schwarze Schafe, die billigen geschmacksbefreiten Kaffee für teures Geld verhökern. Auch sollte man seinen Kaffee mit allen Sinnen genießen und nicht auf die Schnelle kippen. Zumindest nicht ausschließlich.

Hier setzt die „Third Wave of Coffee“ den Hebel an. Sie geht sogar einen Schritt weiter, Flavoured Coffees und Portionskaffee sind ein absolutes NoGo! Kaffee muss als hochwertiges Produkt anerkannt werden. Das Konzept lediglich als „Hipster-Bewegung“ abzutun, würde dem nicht gerecht werden, auch wenn ein eindeutig szenebewusster Lifestyle mitschwingt.
Die dritte Kaffeerevolution im Detail
Zunächst einmal muss man festhalten: Ja, primär geht es der „Third Wave of Coffee“ um Filterkaffee. Espresso, Cappuccino und Co. sind da strenggenommen außen vor. Das finden wir schon etwas schade… Dennoch lohnt es sich einen genaueren Blick zu riskieren, denn darum geht es:
- Anbau/Handel: Wo kommt der Kaffee genau her? Ein echter „Third-Waver“ will nicht nur das Herkunftsland wissen, nein er möchte am liebsten die Pflanze mit Namen kennen. Oder zumindest die Farm und den Namen des hauptverantwortlichen Bauern. Transparenz nennt man das. Und Fairness. Denn wenn man eine persönliche Beziehung zu dem Produkt hat, ist man bereit auch mehr Geld dafür zu bezahlen. Das wiederum kommt den Bauern zugute, die damit nachhaltig anbauen können und die Lebens- und Arbeitsqualität verbessern können.
- Röstung: Das Rösten ist ja seit eh und je eine Wissenschaft für sich. Das ist bei der „Third Wave of Coffee“ nochmal etwas komplexer geworden. Es wird einfach viel mehr Liebe investiert. Eine noch schonendere Röstung verspricht einen noch qualitativ hochwertigeren Kaffee. Industrielle Großröstanlagen sind damit passé. Über 800 Aromen warten geradezu darauf, entdeckt und freigesetzt zu werden.
- Zubereitung: Es geht vor allem darum, die Kaffeezubereitung zu zelebrieren. Teils wilde Apparate kommen dabei zum Einsatz, wobei stets betont wird, dass die Basis stimmen muss. In anderen Worten: Shit in, shit out. Da hilft auch die perfekte Maschine oder das perfekte Gadget nicht. Einer dieser wilden Apparate ist der sog. Syphon. Das Ding sieht aus wie der Versuchsaufbau eines chemischen oder physikalischen Experiments und ist es im Grunde genommen auch. Zwei Behälter sind über Glasröhrchen miteinander verbunden und eine rot schimmernde Halogen-Lampe dient als Wärmequelle, die das Wasser in Wasserdampf verwandeln soll. Aber es geht natürlich auch volksnäher: Eine klassische Einsteiger-Third-Wave-Aufbrühtechnik ist zum Beispiel die French Press.

Fazit: Filterkaffee ungleich Filterkaffee
Durch die Frische und Qualität der Bohnen sowie durch die schonende Zubereitungsmethode schmeckt der Filterkaffee nicht wie durch eine 20 Jahre alte Bürokaffeemaschine gejagt. Das muss man an dieser Stelle nochmals unterstreichen! Der fertige Kaffee ist sehr bekömmlich und enthält weniger magenunfreundliche Säuren und Bitterstoffe als sein Horror-Pendant. Alles in allem, sind wir Fan dieser Entwicklung. Allerdings sollte man Espresso und Co. nicht verteufeln. Also überhaupt nicht!
Wir sprechen uns an dieser Stelle für eine harmonische Koexistenz von „Third Wave“-Filterkaffee und hochwertigen Espresso-Variationen aus.
Eine Revulotion ! Man glaubt es nicht ! So sieht das aus, wenn ein Furz medial aufgeblasen wird. ………