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Fair Trade

Fair Trade

uch unter Kaffeetrinkern setzt sich der Trend zum bewussten Genuss zunehmend durch. Die Deutschen als Kaffetrinker-Nation legen beim Konsum ihres LieblingsgetrĂ€nkes immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Das steigende Ökobewusstsein setzt sich nicht zuletzt in der verstĂ€rkten Nachfrage fair gehandelten Kaffees fort. Doch was ist Fair Trade ĂŒberhaupt?

Die Begrifflichkeit des Fair Trade (fairer Handel) beschreibt ein Prinzip, das vor allem der BekĂ€mpfung von Armut bei Kleinbauern und Arbeitern in den sogenannten EntwicklungslĂ€ndern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas dient. Durch ZugĂ€nge zum Markt nördlicher LĂ€nder sowie langfristige Handelsbeziehungen soll einer AbwĂ€rtsspirale entgegengewirkt werden, die durch den lokalen Zwischenhandel geschĂ€digte und weitestgehend von der Preispolitik des Weltmarktes abhĂ€ngige Bauern/Arbeiter hĂ€ufig in eine zunehmende Verelendung treibt. Weisen Plantagen oder Bauern-Kooperativen eine Fair-Trade-Zertifizierung auf, so erhalten Mitglieder bzw. angestellte Arbeiter stabile Einkommen/Bezahlungen fĂŒr gelieferte Produkte. DarĂŒber hinaus werden Angestellten zertifizierter Plantagen verschiedene Sozialleistungen sowie bezahlter Urlaub zuteil.
Das Konzept des Fair Trade legt sein Augenmerk unter anderem auf soziale, ökologische und ökonomische Aspekte des Handels.

Organisationsstruktur

Hinter dem offiziellen Fair-Trade-Siegel und den hiermit verbundenen Standards verbirgt sich zunĂ€chst der regierungsunabhĂ€ngige internationale Dachverband FLO e.V. (Fairtrade Labelling Organizations International). Dieser Verband umfasst 25 Mitglieder, zu denen unter anderem Produzenten-Netzwerke, Marketingorganisationen sowie sogenannte Siegel-Initiativen zĂ€hlen. Die Aufgabe einer internationalen Zertifizierung von HĂ€ndlern und Produzenten ĂŒbernimmt das dem Dachverband zugehörige Unternehmen FLO-CERT. Siegel-Initiativen sind jeweils national organisiert und vermarkten das Fair-Trade-Siegel landesweit.

Bedeutung und Ziele von „Fair Trade“

Fair Trade„Fair Trade“ bezeichnet einen kontrollierten Handel, bei dem den Erzeugern ein ĂŒber dem Weltmarktpreis liegender Preis gezahlt wird. Die Fairtrade-Kaffee-Standards umfassen neben festgelegten Mindestpreisen u. a. PreisaufschlĂ€ge fĂŒr biologisch angebaute Produkte, das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, ein Diskriminierungsverbot sowie bestimmte Umweltstandards. Mindestpreise sollen fĂŒr eine Absicherung bei Schwankungen des Weltmarktpreises sorgen und einer nachhaltigen Produktion dienen. Aus „fairem Handel“ stammten in Deutschland 8,8 Millionen konsumierte Tonnen Kaffee (2011; zum Vergleich 2002: 2,9 Mio. t).

Historie des Fair Trade

Coffee-Cherries-Hands-SmallDer weltweit erste Import fair hergestellten Kaffees erfolgte im Jahr 1973 – die damals durch die niederlĂ€ndische Stiftung S.O.S. Wereldhandel eingekauften Kaffeebohnen wurden durch eine in Guatemala ansĂ€ssige Kleinbauernvereinigung verĂ€ußert. Erste Wurzeln des Fair-Trade-Gedankens finden sich allerdings bereits Mitte der 1950er Jahre, als in den USA aus Puerto Rico stammende Handarbeiten durch die Organisation Self Help Crafts zum Verkauf standen.
Im Jahr 1984 erfolgte schließlich die GrĂŒndung der ETFA – der European Fair Trade Association. Nur 5 Jahre spĂ€ter (im Jahr 1989) wurde dann die International Fair Trade Association (IFAT) ins Leben gerufen. Innerhalb der darauf folgenden Jahre und Jahrzehnte wuchs das Netzwerk durch zahlreiche weitere Organisationen und Vereine, die sich dem Prinzip des Fair Trade verschrieben, zunehmend an. Den deutschlandweit ersten im Supermarkt erhĂ€ltlichen Kaffee mit TransFair-Siegel konnten die Verbraucher im Jahr 1992 genießen. Der heutige Dachverband FLO e.V. grĂŒndete sich 1997.

Im Jahr 2010 wurde der deutschlandweite Umsatz von fair gehandelten Produkten auf ca. 340 Millionen Euro beziffert. Dabei erstreckt sich die Produktpalette fair gehandelter GĂŒter heute weit ĂŒber klassische Kolonialwaren wie beispielsweise Bananen und Kaffee hinaus – rund 1.000 zertifizierte Produkte können mittlerweile bundesweit erstanden werden.

Voraussetzungen fĂŒr das Fair-Trade-Siegel

fair-trade-coffeeDamit ein Produkt mit dem offiziellen Fair-Trade-Siegel versehen werden darf, mĂŒssen verantwortliche Produzenten und HĂ€ndler die durch die FLO definierten Grundpfeiler des fairen Handels (Ökologie, Ökonomie und Soziales) erfĂŒllen.
Der Pfeiler Ökologie schreibt neben dem Bioaufschlag beispielsweise einen umweltschonenden Anbau sowie die Förderung des Bio-Anbaus vor. Außerdem umfasst diese SĂ€ule des Fairtrade das Verbot gentechnisch verĂ€nderter Organismen sowie eine Liste verbotener Substanzen.
Hinsichtlich des Grundpfeilers Ökonomie fordert die FLO unter anderem stabile Mindestpreise, Vorfinanzierung, Beratung sowie langfristige Handelsbeziehungen. Unter der Rubrik Soziales mĂŒssen schließlich GrundsĂ€tze gewahrt werden, zu denen Versammlungsfreiheit, Diskriminierungsverbote sowie zu realisierende Gemeinschaftsprojekte zĂ€hlen – neben vorschriftsmĂ€ĂŸigen Arbeitsbedingungen ist darĂŒber hinaus illegale Kinderarbeit zu unterlassen.
Produzentenorganisationen, die mit einer Fair-Trade-Zertifizierung ausgezeichnet sind, werden jĂ€hrlich durch die Organisation FLO-CERT ĂŒberprĂŒft.

Fair Trade Absatzentwicklung von Kaffee

Die folgende Grafik zeigt die Absatzentwicklung fair gehandelten Kaffees von 1999 bis 2012. Die Mengen wurden in Tonnen angegeben und beziehen sich auf den Absatzmarkt Deutschland – wie bereits oben erwĂ€hnt, konnte die Absatzmenge in den letzten Jahren enorm gesteigert werden..

Fair Trade Absatz

Im Jahr 2012 konnte der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee auf 2,2% gesteigert werden. Verglichen mit 2011 entspricht dies einer Steigerung von 6%.

Wer verdient wirklich am Kaffee?

44,9 Prozent des Kaffeepreises entfallen auf Steuern und Zölle sowie Frachtkosten, 23,7 Prozent auf den Einzelhandel, 17,8 Prozent auf HĂ€ndler und Röster, 8,5 Prozent auf Plantagenbesitzer und nur 5 Prozent auf Arbeitslöhne. Die deutsche Kaffeesteuer betrĂ€gt fĂŒr löslichen Kaffee 4,78 Euro und fĂŒr Röstkaffee 2,19 Euro je Kilogramm. FĂŒr den Bundeshaushalt 2013 plant das Bundesfinanzministerium mit Kaffeesteuereinnahmen in Höhe von 1,045 Mrd. Euro.

Kritiker des Fair-Trade-Konzeptes weisen darauf hin, dass der Endverbraucher einen deutlichen Preisaufschlag zahlt, der weitgehend bei ZwischenhĂ€ndlern und Fair-Trade-Organisationen verbleibe, wĂ€hrend die Produzenten nur geringe Zusatzeinkommen erhielten. FĂŒr die Benutzung von Fairtrade-Produkten verlangt auch die renommierte Organisation Fairtrade LizenzgebĂŒhren, die in Deutschland 0,22 Euro je Kilogramm Kaffee betragen.

Wer macht mit? Bekannte Beispiele fĂŒr Fair Trade Kaffeegenuss

Seit Anfang MĂ€rz 2010 bietet das internationale Unternehmen Starbucks in all seinen Filialen nur noch „Fairtrade“ zertifizierte EspressogetrĂ€nke an. Somit ist ein Großteil der Starbucks-Kaffeeprodukte ab sofort fair gehandelt. Das Unternehmen unterstĂŒtzt dadurch die Kaffeebauern in den jeweiligen Anbauregionen.
Fair gehandelte Produkte garantieren umweltvertrĂ€glichen Anbau und sozial gerechte Anbaubedingungen vor Ort. Die Lebensbedingungen der Kaffeebauern werden verbessert und durch PrĂ€mienzahlungen und Mindestpreise können ethische MaßstĂ€be bei der Produktion gewĂ€hrleistet werden. Starbucks wird durch die teilweise Umstellung auf „Fairtrade“ Produkte zum grĂ¶ĂŸten Abnehmer von „Fairtrade“ zertifiziertem Kaffee weltweit.

Auch der Kaffeeanbieter Tchibo konzentriert sich zunehmend auf UmweltvertrĂ€glichkeit und setzt auf Ökobewusstsein. In seinen Kaffeebars schenkt das Unternehmen ab MĂ€rz 2010 nur noch ökologisch angebauten Kaffee aus. Die Kaffeesorten sind dabei entweder mit dem „Bio“-Siegel, dem „Fairtrade“-Zertifikat oder dem „Rainforest Alliance“-Zertifikat versehen, manche tragen sogar mehrere dieser Siegel, die fĂŒr nachhaltig oder ökologisch angebaute Produkte stehen. Auch in seinem Verkaufsangebot bietet Tchibo bereits ökologisch erzeugte und fair gehandelte Kaffeesorten an.

Indikatoren des Fair Trade

Verschiedene Indikatoren können einen Endverbraucher darauf hinweisen, dass ein Produkt tatsĂ€chlich fair gehandelt ist. So entsprechen beispielsweise Waren aus WeltlĂ€den grundsĂ€tzlich den Prinzipien des Fair Trade. Nicht immer sind Produkte aus fairem Handel durch das offizielle Fair-Trade-Siegel der FLO gekennzeichnet – fehlt dieses, so sind entsprechende Waren in der Regel am firmeneigenen Logo zu erkennen, das einen HĂ€ndler als 100%igen Fair-HĂ€ndler auszeichnet. Zu den grĂ¶ĂŸeren bundesdeutschen Fair-Handels-Organisationen zĂ€hlen unter anderem El Puente, BanaFair, GEPA und dwp.

Author: Luca Meyer

Luca ist nicht nur ein talentierter Barista, sondern auch ein leidenschaftlicher Blogger, der es versteht, seine Liebe zum Kaffee in mitreißenden Artikeln zum Ausdruck zu bringen. Er nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die Welt des Kaffees, stellt neue Röstereien vor, teilt seine neuesten Entdeckungen und gibt wertvolle Tipps zur perfekten Zubereitung.

Als engagierter Kaffeekenner achtet Luca auch auf Nachhaltigkeit und ethischen Konsum. Er widmet sich Themen wie fairem Handel, umweltfreundlichen Anbaumethoden und unterstĂŒtzt lokale Kaffeebauern und -produzenten.

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